Newsletter März 2020

Liebe Kunstfreunde von ARS CRACOVIA,

nach dem Karnevalsausklang in Köln und den täglichen, nicht gerade erfreulichen Nachrichten, ist Düsseldorf für eine positive Abwechslung eine Reise wert.

Obwohl ich kein Freund bin, mehrere Ausstellungen hintereinander zu besichtigen, ist es empfehlenswert, die zwei Fotoexpositionen von Peter Lindbergh und Martin Schoeller als Kontrastprogramm zu sehen. Die erste wird im Kunstpalast (5.02-1.06.) gezeigt, die zweite (28.02-17.05) in unmittelbarer Nähe im NRW Forum.

Peter Lindbergh, einer der größten Fotografen, ist nach Düsseldorf zurückgekehrt, wo sein langer Weg in der Fotoszene angefangen hat. Als Peter Brodbeck absolvierte er in Düsseldorf seine Ausbildung als Werbefotograf bei Hans Lux. 1973 eröffnete er sein eigenes Atelier. Fünf Jahre später führte ihn sein Weg unter seinen Künstlernamen Lindbergh nach Paris. Dort, in der Modehauptstadt gelang ihm Ende der ´80 Jahren der absolute Durchbruch. Seine Fotografien verzichten auf den künstlichen Schein, auf die Masken und Klischees. In der Mitte seiner schwarz-weiß Arbeiten steht der Mensch in seiner natürlichen Schönheit, Unvollkommenheit, in einem Moment der eigenen Persönlichkeit. Mit diesem Ansatz begann eine neue Ära der Modefotografie. Die Modells wie beispielsweise Naomi Campbell, Kate Moos oder Claudia Schiffer wurden zu Ikonen der Modewelt erhoben.

Mit dieser Ausstellung schließt sich der Kreis für den großen Starfotografen. Dies ist seine letzte Ausstellung, die er selbst kurratierte. Wichtig und interessant deshalb, weil er aus seiner Perspektive die Wichtigsten seiner Werke zeigte, die Reihenfolge bestimmte, sowie den Raum entwarf. Während dieser Arbeit, starb Lindbergh im August 2019. Auf seinem langen und erfolgreichen Weg, kam er dorthin, wo es einst begann – nach Düsseldorf.

Im absoluten Gegensatz dazu stehen die Fotografien von Martin Schoeller, die im NRW Forum gezeigt werden. Der aus München stammende Künstler, lebt und arbeitet in New York. Von 1993-96 war er Assistent von Anne Leibovitz.

Seine Farbfotografien aus dem Zyklus Close-Up stehen sowohl im Kontrast als auch im Dialog mit den o.g. Arbeiten. Martin Schoeller lässt Stars, Politiker, Musiker, Künstler, Unternehmer, aber auch Obdachlose auf die gleiche Art und Weise, und nach seinem eigenen System in die Kamera schauen. Es entstehen Portraits, die mit dem Betrachter in einen Dialog treten. Sie schauen uns konzentriert an und sagen etwas über den eigenen Charakter. Interessant sind die Bilder der Transvestiten. Schoeller wählte sie bewußt aus, um auf die Stärke hinzuweisen, mit welcher Kraft und Würde sie ihr Schicksal tragen.

Abschließend treffe ich auf überdimensional große Fotografien von Bodybuilder-Frauen an, die erkennbar meine „Wenigkeit“ zum Ausdruck bringen. Dort endet mein Besuch. Am Ender beider Ausstellungen spüre ich meinen Mikrokosmos. Mir gegenüber steht die Kunst mit ihrer Macht des Makrokosmos.

Eure Daria Kupka

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