Liebe Freunde von ARS CRACOVIA,
ein kleiner, hilfloser Junge sitzt auf einem undefinierten Gegenstand. Hinter ihm herrscht ein Chaos aus dick aufgeklebten Papierschnipseln, die über das Bild hinaus ragen. Keine Ordnung, keine Struktur. Entgegen jeglicher Erwartung überzeugt die Komposition in ihrer Einzigartigkeit.
Betrachtet man den Jungen genau, fällt sein trauriges, regungsloses Gesicht auf. Er schaut niemandem an. Seine Augen, halb verschlossen, blicken auf seine Hände. Die viel zu große Kleidung, sowie er selbst sind grau bis schwarz vom Staub und Asche bedeckt.
Und trotzt der Tragik und des Unheils, dass das Bild signalisiert, gibt es einen Funken Hoffnung. Auf einem einzigen Papierschnipsel in der linken unteren Ecke des Chaos treten drei Gestalten in Erscheinung – es ist ein Engel mit Maria und dem kleinen Jesuskind.
Sie verkünden die Jahrtausende alte Botschaft des Lichtblicks, der in vielen in aussichtslosen Situationen, entscheidend ist. Selbst dann, wenn jegliche Hoffnungen gefallen sind.
Es gibt Kunstwerke, die eine historische Bedeutung bekommen, ohne dass sie das Ziel verfolgen in die Geschichte eingehen zu wollen.
Das Bild entstand zu Beginn des Ukrainer Krieges. Der Titel heißt schlicht: „The Boy“. Ein großer Zufall? Das glaube ich nicht.
Ich stehe oft in der Galerie vor dem Bild. Es beschäftigt mich, ruft Gänsehaut und Tränen hervor. Tausend Fragen vibrieren durch mein Kopf: wie kann ein Mensch dem anderen so etwas antuen? Was ist mit uns los? Sind wir nicht eine friedensorientierte Generation? Haben wir nicht aus der Erfahrung des letzten Jahrhunderts gelernt?
Das Bild schweigt, aber die Aussage bewegt! Nein, es RÜTTELT AUF und erinnert. Eine Aufgabe der Kunst, die oft zu Gunsten von Mickey Mouse Bildern und anderer schön-kitschigen Kunst verloren geht.
Herzlichst
Daria Kupka