Ein Hauch von Anmut

Die Vorstellung, das Leben ohne Blumen leben zu müssen, wäre kaum zu ertragen. Die bunte und duftende Pracht erfüllt die Aufgabe, überwiegend die schönen Momente und Situationen des menschlichen Daseins angenehm zu gestalten. Ob es sich dabei um Geburtstage, fröhliche Nachrichten, einfach Freude machen wollen, Zeichen der Liebe und Zuneigung, Ausdruck der Ehrung oder für das eigene Wohlbefinden handelt – Blumen sind immer im Spiel, sei es im Zimmer, Balkon, Garten oder in der Natur. Wir nehmen sie dankbar entgegen, riechen daran, bewundern ihre Schönheit und Farben.

Ewa Pszczulny hat sich vom Blumenzauber inspirieren lassen. Die Inspiration ist jedoch nur der Anfang ihrer eigenen Vorstellungskraft. Sie entführt den Betrachter auf ihre individuelle Reise. Eine Reise ihres geschulten Auges. Sie zeigt uns mit ihrer weiblichen Empfindsamkeit Blumen in grazilen Silhouetten, voller Anmut und Sinnlichkeit. Ihre Werke gleichen einem Lyrikband. Jede einzelne Photographie ist ein Gedicht, gefüllt mit Vergleichen und Metaphern. Oft werden die Motive personifiziert, entfremdet oder abstrahiert. Wir sehen tanzende, emporstrebende Tulpenblütenblätter auf schwarzem Hintergrund und denken an Feuerzungen. Einzelne rhythmisch aufgestellte Blätter sowie Blüten wurden, dank beabsichtigter Transparenz, mit einer solchen Leichtigkeit wiedergegeben, dass sie mit Seifenblasen, Schneeflocken oder einer langsam schwebenden Feder assoziiert werden.

Andere wiederum treten aus dem „Nichts“ hervor. Vor dem schwarzen Hintergrund kommt eine weiße Blüte zum Vorschein. Dargestellt im schwarz-weißen Kontrast, bildet diese Komposition die schlichte klassische Eleganz. Einige Blüten schlängeln sich in einem exzentrischen Tanz um die eigene Achse. Der Zyklus, indem die durchsichtigen Motive im Mittelpunkt schweben, wird ihre Zerbrechlichkeit und Anmut mit den Ballettszenen aus dem „Schwannensee“ assoziativ.

In einem andern Zyklus Der alten Büchern, die die Künstlerin in Venedig in einem Hof eines Antiquariats entdeckt hat, zeigt sie uns nich nur die Vergänglichkeit der Dinge, sondern auch unsere eigene. Die alten Bücher, die mal so wertvoll gewesen sind, werden der Verwitterung und dem Verfall freigegeben. Damit spricht Ewa Pszczulny noch einen anderen wichtigen Aspekt an, nämlich die Umkehr der Werte. Früher hatte sowohl private als auch öffentliche Bibliotheken einen sehr hohen Stellenwert. Heute werden sie durch die Digitalisierung verdrängt.

Die Vergänglichkeit in ihren vielseitigen Facetten ist einer der Hauptthemen von Ewa Pszczulny.

 

 

 

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